Dienstag, 28. Februar 2012

Pendlerpauschale - wirksames Mittel gegen den Spritpreiswahnsinn?

Die Medien sind voll davon. Immer mehr Verbände und Politiker fordern die Erhöhung der Pendlerpauschale. Doch wäre eine solche Anhebung von 0,10 € pro Kilometer auf 0,40 € pro Kilometer überhaupt ein taugliches Mittel um den immer schneller steigenden Preisen an der Tankstelle zu entfliehen?

I. Unterhaltskosten
Autofahren fängt mit Ahhh an und hört mit Ohhh auf. Viele sehen bei den Kosten ihres Fahrzeugs nur Sprit und vielleicht noch Versicherung und Steuern. Dinge wie Wartung, Reifen, Fahrzeugpflege, Parkgebühren, Wertverlust, Zinsverluste des eingesetzten Kapitals, Hauptuntersuchung und vieles mehr werden gekonnt ausgeblendet, sei es auch Unwissenheit oder Selbstbetrug. Letztlich kostet in Deutschland wohl kaum ein Auto unter 0,30 € pro Kilometer.

Nehmen wir folgendes Beispiel an: Einen Kompaktwagen mit einer Leasingrate von 300 € im Monat soll 15.000 km pro Jahr über eine Dauer von drei Jahren bewegt werden. Während dieser Zeit verbraucht der Wagen im Schnitt 8 l/100km Superbenzin zu 1,60 €/l. Es werden je ein Satz Sommer- und Winterreifen fällig, sowie ein Satz Stahlfelgen (Summe ca. 1.000 €). Jährlich wird der Wagen beim Hersteller zu je 250 € gewartet. Der Wagen wird alle zwei Wochen für 6 € gewaschen. Im Monat werden etwa 15 € für Parkgebühren aufgewendet. Nach drei Jahren erfolgt eine Hauptuntersuchung (80 €). Versicherung und Steuer schlagen mit 600 € pro Jahr zu Buche. Als letzte Position werden kleinere Wartungsarbeiten (Bremse / Öl usw.) in Höhe von 500 € für drei Jahre angenommen:


Position pro Monat 3 Jahre pro km
Leasing 300 € 10.800 € 0,24 €
Sprit 160 € 5.760 € 0,13 €
Reifen 28 € 1.000 € 0,02 €
Versicherung/Steuer 50 € 1.800 € 0,04 €
Pflege 13 € 468 € 0,01 €
Parken 15 € 540 € 0,01 €
Wartung 14 € 500 € 0,01 €
Hauptuntersuchung 2 € 80 € 0,00 €
582 € 20.948 € 0,47 €


Die Rechnung zeigt, wie schnell doch recht ansehnliche Summen erreicht werden. Wieviel gibt denn nun ein Arbeitnehmer aus, um auf Arbeit zu gelangen? Nachstehende Tabelle zeigt dies - die Wegstrecke bezieht sich auf den EINFACHEN Arbeitsweg (also eine Fahrt, ohne Rückfahrt):


Arbeitsweg 0,30 Cent/km 0,40 Cent/km 0,50 Cent/km 0,60 Cent/km
5 km 60,00 € 80,00 € 100,00 € 120,00 €
10 km 120,00 € 160,00 € 200,00 € 240,00 €
15 km 180,00 € 240,00 € 300,00 € 360,00 €
20 km 240,00 € 320,00 € 400,00 € 480,00 €
25 km 300,00 € 400,00 € 500,00 € 600,00 €
30 km 360,00 € 480,00 € 600,00 € 720,00 €
35 km 420,00 € 560,00 € 700,00 € 840,00 €
40 km 480,00 € 640,00 € 800,00 € 960,00 €


Etwa 50% der Deutschen sind Nahpendler. Sie haben weniger als 10km Arbeitsweg. Rund 20% der Pendler haben einen Arbeitsweg von mehr als 25km. 30% liegen somit zwischen 10 und 25km.

Nehmen wir einen Arbeitsweg von 15km an. Mit unserem Beispielfahrzeug verwendet man also 282 € im Monat nur um auf Arbeit zu gelangen.

II. Pendlerpauschale
Aktuell können Lohnsteuerzahler als Werbungskosten den einfachen Arbeitsweg geltend machen. Pro Kilometer sieht der Gesetzgeber hierfür 0,30 € vor. Angedacht sind aktuell diesen Betrag auf 0,40 € pro Kilometer zu erhöhen:


Arbeitsweg 0,30 Cent/km 0,40 Cent/km Veränderung
5 km 30,00 € 40,00 € +10,00 €
10 km 60,00 € 80,00 € +20,00 €
15 km 90,00 € 120,00 € +30,00 €
20 km 120,00 € 160,00 € +40,00 €
25 km 150,00 € 200,00 € +50,00 €
30 km 180,00 € 240,00 € +60,00 €
35 km 210,00 € 280,00 € +70,00 €
40 km 240,00 € 320,00 € +80,00 €


In unserem Beispiel hieße das, dass der Steuerpflichtige pro Monat bis zu 30 € weniger Steuern zahlen müsste. Bis zu? Ja!

Was ist die elementare Voraussetzung um etwas von der Steuer absetzen zu können? Man muss zunächst erstmal Steuer in zumindest dieser Höhe gezahlt haben. Werfen wir also einen Blick auf die Lohnsteuer, gestaffelt nach Stundenlohn (40h-Woche):


Stundenlohn Monatlohn Lohnsteuer
8,00 € 1.280,00 € 54,50 €
9,00 € 1.440,00 € 87,66 €
10,00 € 1.600,00 € 124,91 €
11,00 € 1.760,00 € 163,41 €
12,00 € 1.920,00 € 200,00 €
13,00 € 2.080,00 € 237,08 €
14,00 € 2.240,00 € 275,25 €
15,00 € 2.400,00 € 314,41 €


Bereits bei einem Stundenlohn von 9 €/h und einem Arbeitsweg von 15 km kann schon heute nicht die gesamte Entfernungspauschale geltend gemacht werden. Der Arbeitnehmer könne 90 € pro Monat geltend machen, zahlt aber nur 87,66 € Steuer. Können weitere Belastungen steuerlich geltend gemacht werden, sinkt die absetzbare Entfernungspauschale noch weiter. Bei einem Arbeitsweg von 30km wären es bereits annähernd 12 € Stundenlohn.

Eine Anhebung entlastet mithin leider gerade nicht die Geringverdiener. Also genau die Menschen, die durch hohe Energiekosten besonders betroffen sind. Ist also eine Erhöhung der Pendlerpauschale wirklich eine Lösung? Müsste man nicht an anderer Stelle ansetzen? [JG]

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